UKW-Quadrophonie
Geschrieben von Klaus Hönemann mit freundlicher Unterstützung von Nick Perugini, Aug. 2014
In diesem Artikel möchte ich ein Gerät vorstellen, das dazu gedacht war diskrete quadrophone Radiosendungen zu empfangen. Quasi eine Art "CD4-Demodulator" für das Radio. Bislang hatte ich lediglich die Information, dass entsprechende Patentschriften etc. existierten, doch kein Gerät wirklich existierte. Bis vor kurzem Nick Perugini, ein befreundeter Sammler aus den USA, dieses Gerät hier, einen Panasonic RD9610 FM 4-Channel Demodulator, gefunden hat.
Zuvor eine kurze Einführung über die Gedanken zur Quadrophonie über das UKW-Radio:
Es gab verschiedene Ansätze Quadrophonie über das Radio zu verbreiten. Während man in Groß-Britanien etwa die Einführung eines speziellen Matrix-Systems (Matrix-H) plante und in den Niederlanden regelmäßig matrix-kodierte quadrophone Hörspiele ausstrahlte, beschäftigte man sich anderenorts mit Übertragungsmöglichkeiten, bei denen die Signale nicht miteinander vermischt wurden. Diskrete Übertragung bedeutete natürlich einen Komplettumbau der gesamten Sendetechnik, die man in den '60ern gerade erst auf Stereo umgebaut hatte.
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Verschiedene Sender strahlten Versuchssendungen aus, indem sie das quadrophone Programm gleichzeitig über zwei Stereo-Sender abstrahlten. Man musste also zu Hause zwei Stereoradios kombinieren, eines für vorne, ein anderes für hinten. Besonders hervor getan hat sich der Schweizer Sender DRS, der über seine Programme DRS 1 + 2 mehrere solcher Versuchssendungen abstrahlte, die nicht nur in der Fachpresse großes Aufsehen erregten.
Dass dies keine dauerhafte Lösung sein konnte, war allen Beteiligten klar. Man wollte mit diesen Sendungen das Interesse der Zuhörerschaft testen, was im Übrigen sehr groß war.
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Eine diskrete Lösung verlangte danach die vier Kanäle in einen UKW-Kanal zu packen, dabei musste man natürlich stereo- und monokompatibel bleiben. Da der Stereo-Rundfunk bereits mittels einem Multiplexsignal die Differenzinformationen für rechts und links überträgt, müsste ein weiteres Multiplexsignal die Differenz für vorne und hinten enthalten. Würde ein solches Signal empfangen, würden am Panasonic RD9610 die vier Lämpchen, wie links abgebildet, leuchten.
Viele Hersteller, die CD-4 unterstützten hatten bereits Receiver am Markt, die so modifiziert waren, dass sie diskrete quadrophone Sendungen empfangen konnten. JVC, Technics und Sansui mit den Modellen QRX-9001 und 999s hatten eingebaute quadrotaugliche FM Demodulatoren, dass es allerdings auch externe Geräte gab, war bislang unbekannt.
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Dieses Gerät hat einen Aufkleber auf der Unterseite, der besagt, "anzuschließen an RE-8420". Googelt man nach dieser Modell Nummer findet man einen einfachen "all-in-one" Quadro-Receiver, welcher mit vier einfachen Lautsprechern vertrieben wurde und ein eingebautes Q8-Deck besaß. Vermutlich hat Panasonic das gesamte System an Leute abgegeben, die in einem UKW-Quadro-Testgebiet wohnten.
Der Panasonic RD9610 ist von Lou Dorren entwickelt, unserem bekannten "CD4-Veteran". Er passte an verschiedene Receiver, die über einen entsprechenden Ausgang zum demodulieren des UKW-Signals verfügten, z. B. von Sansui. Das auf vier diskrete Kanäle aufbereitete Signal führte man über den "Tape-Montor" dem Receiver wieder zu. Das unten stehende Bild zeigt ihn in Betrieb mit einem Sansui QRX 7001, der einen Stereo-Radiosender empfängt. Es leuchten lediglich zwei der vier Lämpchen und signalisieren so, dass nur ein Stereosignal anliegt. Hier spielt er "Doppelstereo", also vorne und hinten das selbe.
links:
Stereoempfang
rechts:
Funktionsweise und Schaltungsaufbau erinnern stark an die CD4-Technik.
Wird ein Radiosender empfangen schaltet das Gerät zunächst in den Quadro-Modus, siehe rechtes Bild, alle vier Lämpchen leuchten. Es "vermutet" also zunächst ein Quadrosignal. Nach ein paar Sekunden schaltet es dann auf stereo um ohne das Programm zu unterbrechen.
Der Tuner des Receivers dient dabei lediglich der Frequenzwahl. Der komplette Vorgang des demodulierens findet in dem Panasonic RD9610 statt. Bei einem A - B Vergleich durch Umschalten zwischen Tuner und Tape-Monitor hört man keinen klanglichen Unterschied.
Ein außerordentlich seltenes Gerät, welches leider nie zum "Echteinsatz" kam und mich sehr beeindruckt hat. Vielleicht ist es das einzig erhaltene Gerät weltweit, eine handschriftliche japanische Notiz im Inneren des Gerätes lautet "Prototyp Nr. 2"
Vielen Dank an Nick Perugini die Bilder des Gerätes zur Verfügung zu stellen.